«Für mich stand immer das gemeinsame Ziel im Vordergrund»
Nach über 20 Jahren Tätigkeit verliess SBC-Direktor und Schweizer Brot-Vorstandsmitglied Beat Kläy den Verband auf Ende November. «panissimo» blickte mit ihm zurück, aber auch in die Zukunft.
Über 20 Jahre – eine lange Zeit. Welches sind die markantesten Veränderungen?
Die Zeit ist nach meinem Dafürhalten sehr schnell vergangen, die Veränderungen über den gesamten Zeitraum gesehen sind natürlich gross. Die Branche hat sich enorm gewandelt, die Betriebe sind grösser und professioneller geworden, das Angebot hat sich – vor allem hinsichtlich der Ausserhausverpflegung – enorm verändert. Der Markt ist heute umkämpft wie noch nie, nebst den beiden klassischen Grossverteilern haben neue Anbieter Eintritt in den Markt gefunden, insbesondere die Tankstellenshops verkaufen heute grosse Mengen an Brot und Backwaren. Zudem sind die Importe von Brot und Backwaren in dieser Zeit unglaublich gestiegen, sie haben sich mehr als verdreifacht.
Welches waren die grössten Herausforderungen?
Gemäss Statuten haben Kongress und Zentralvorstand verschiedene Kompetenzen und verabschieden die Geschäfte je nach Zuständigkeit, während die Geschäftsleitung für die strategische Führung des Verbands zuständig ist. Die Kommunikation war dabei immer insofern eine Herausforderung, als der Informationsstand beim schlussendlich zuständigen Gremium gegenüber der operativen Stelle und dem strategischen Organ viel kleiner war und wir bei einigen Geschäften – ich denke an das neue Beitragssystem, aber auch Abstimmungen über Gesamtarbeitsverträge und natürlich die Fusion des SBKV mit dem SKCV – sehr viele Versammlungen besuchten, um Fragen zu beantworten und positive Entscheide zu ermöglichen, was schlussendlich auch meistens gelungen ist. Viele Geschäfte waren eine grosse Herausforderung, aber dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit auf allen Ebenen konnten wir doch sehr viele Beschlüsse positiv gestalten und damit den Verband wie auch die Branche erfolgreich weiterentwickeln.
Ich nehme an, es gab auch Enttäuschungen?
Der SBC ist ein demokratisches Gefäss, in welchem sich alle Parteien frei äussern und zur Meinungsbildung beitragen können. Dies ist sehr wichtig, da die Entscheide schlussendlich nicht nur von den Gremien, sondern auch von der Basis mitgetragen werden sollen und müssen. Negative Entscheide habe ich nicht als Enttäuschung empfunden, aber sicherlich die Tatsache, wenn nicht mehr über die Sache, sondern über Personen oder Emotionen debattiert worden ist. Schlussendlich haben alle involvierten Personen und Gremien immer ihr Bestes zugunsten der Branche gegeben.
Welches waren die Highlights?
Sicherlich das Jubiläumsjahr und der Zusammenschluss von SBKV und SKCV sowie die positive Entwicklung der FBK. Zudem haben wir unsere politische Stimme in Bundesbern markant verbessert, wir werden mittlerweile als Organisation und Branche sehr ernst genommen und geschätzt.
Was war Ihnen während Ihrer Amtszeit als Verbandsdirektor besonders wichtig?
Von Anfang an war es mein erklärtes Ziel, den Verband als modernen Dienstleistungsbetrieb auszubauen. Wir haben mit sinkenden finanziellen und personellen Ressourcen das Dienstleistungsangebot ausbauen und individualisieren können. Dies bedingte viele Kontakte mit den Gremien und den Mitgliedern. Die Meinungsbildung und -äusserung waren mir immer wichtig. Schlussendlich war es mein Ziel, sachlich über die Geschäfte zu debattieren und damit zukunftsgerichtet Entscheide zu ermöglichen. Für mich stand immer das gemeinsame Ziel im Vordergrund, nicht Einzelinteressen oder Selbstdarstellung.
Worauf sind Sie im Speziellen stolz?
Ich bin stolz darauf, dass ich meinem Nachfolger einen gut organisierten und funktionierenden Verband übergeben konnte.
Welchen Titel würden Sie den SBC-Memoiren von Beat Kläy geben?
Obwohl ich nun über 20 Jahre für den Verband gearbeitet habe, denke ich noch nicht daran, meine Memoiren zu schreiben – so alt bin ich noch nicht … Ich bin gespannt, was mich in den nächsten 20 Jahren Arbeitsleben erwartet.
Was werden Sie künftig vermissen?
Die zahlreichen persönlichen Kontakte mit den Mitgliedern waren immer wieder spannend und bereichernd, ich fühlte mich immer als einen Teil unserer Branche. Das wird mir sicherlich fehlen, auf der anderen Seite nehme ich auch zahlreiche Erinnerungen und Freundschaften aus dieser Zeit mit.
Was werden Sie überhaupt nicht vermissen?
Sitzungen, die keine klaren Ziele und somit eigentlich auch keine Berechtigung hatten.
Wie beurteilen Sie die Zukunft unserer Branche? Wo sind die Chancen, wo die Gefahren?
Die Branche hat bisher die meisten Herausforderungen erfolgreich gemeistert. Die Betriebe sind grösser und professioneller geworden und sind gut am Markt etabliert. Trotzdem wird der Konzentrationsprozess weitergehen, dahinter stecken immer einzelne Schicksale, dies darf man nicht vergessen. Die Entwicklung der Gesellschaft und des Konsumverhaltens spielt aber sicherlich unseren Betrieben in die Hände.
Noch eine ganz andere Frage: Welches ist Ihr Lieblingsprodukt aus der Branche?
Böse Zungen behaupteten stets, dass ich bei der Produkteauswahl bei gewissen Werbesujets aktiv «dreingeredet» habe, um meine Lieblingsprodukte zu platzieren. Heute darf ich zugeben, dass das stimmt, so fand einmal ein Carac Aufnahme auf ein FBK-Plakat, und das aktuelle Nachwuchssujet beinhaltet eine Cremeschnitte. Damit sind meine beiden Favoriten genannt.
Zum Schluss: Wenn Sie drei Wünsche für die Branche offen hätten. Welche wären diese?
Eigentlich kann ich das in einem Wunsch formulieren: dass Qualität und harte Arbeit belohnt werden!