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Ein Brot zum Fest

Das «Pain Solstices» als erster Botschafter des Fests von Echallens

Am 15. August 2018 startet die vierte Fête du Blé et du Pain: Das mehrtägige Fest zu Ehren von Korn und Brot in Echallens. Bis es soweit ist, lässt sich bereits jetzt das offizielle Festbrot probieren: das Solstices, das «Sonnenwendbrot». Wir wollten wissen, wie es schmeckt, und haben Echallens besucht.

Anick Goumaz

Echallens liegt etwa fünfzehn Kilometer von Lausanne entfernt und gilt vielerorts als die «Kornkammer der Schweiz». Denn die Gegend Gros de Vaud liefert aufgrund seiner produktiven Getreideanbauflächen rund ein Drittel des in der Schweiz angebauten Getreides. Es erstaunt also nicht, dass hier ein Fest zu Ehren von Korn und Brot stattfindet: die «Fête du Blé et du Pain». Tatsächlich werden rund 1000 Schauspieler, Sänger und Darsteller gemeinsam ein grandioses Schauspiel produzieren. «Solstices» heisst das Schaustück – «Sonnenwenden» – und so erhielt auch das bereits lancierte Festbrot seinen Namen: «Pain Solstices».

Grain de folie«Grain de folie», Schauspiel der Fête du Blé et du Pain 2008 © Marc Dobler

In Echallens folgen die Sonnenwenden aufeinander

Die Theaterproduktion ist das Werk einheimischer, in einem Wettbewerb ausgewählter Künstler. «Das Schauspiel 2018 wird sich durch seine Modernität von den drei vorhergehenden deutlich unterscheiden und doch einen historischen Inhalt behalten», erklärt Vizepräsident der Fête du Blé et du Pain, Laurent Magnin. «Aber der Erfolg gründet vor allem auf dem Einbezug des Publikums und auf der Beteiligung der Menschen aus der Region.» 2008 fanden sich für das damalige Stück «Grain de folie» mehr als 600 Sänger, 400 Statisten und ebenso viele Freiwillige. Ein beeindruckender Zusammenschluss, der sich ab jetzt für die nächste Ausgabe des Fests erneut abzuzeichnen beginnt.

Publikum und Künstler vereint

Für die Lancierung des «Pain Solstices» Ende August 2017 hatten sich die Organisatoren etwas Besonderes einfallen lassen. In der ganzen Region Gros de Vaud, also in rund einem Dutzend unterschiedlicher Brotöfen, wurden die speziellen «Pain Solstices» gebacken und dann mit originellen Transportmitteln zum Festplatz von Echallens gebracht (unter anderem mit einem Fallschirmsprung der Extremsportlerin Géraldine Fasnacht). «Das «Pain Solstices» ist nicht nur ein Kommunikationsmittel für die Fête du Blé et du Pain. Es ist auch eine gute Möglichkeit, die verschiedenen Berufsverbände (Landwirte, Müller, Bäcker) für die Organisation des Festes zusammenzubringen», erklärt Laurent Magnin. Denn am Anfang des «Pain Solstices» steht tatsächlich eine Geschichte des Miteinanders.

le public et les artisansMarkteinführung des «Pain Solstices» am 27. August 2017 in Echallens © Laurent Magnin

Das erste Festbrot

«Für ein neues Rezept – ein Brot mit dunkler Kruste –, suchte ich nach einem Mehl mit einem crèmefarbenen, aber kräftigen Farbton», erzählt Luc Polli, Bäcker des Maison du Blé et du Pains. In der Mühle von Echallens entdeckt er eine Weizensorte mit violetter Färbung: Vanilnoir. Entstanden durch eine in der Forschungsanstalt Agroscope in Changins 2001 durchgeführte Kreuzung, ist Vanilnoir seit 2013 erhältlich, aber aufgrund ihres geringeren Ertrags für den Grosshandel wenig interessant. Nach den abschliessenden Tests in der Backstube nahm die Idee, mit diesem Rezept das erste Festbrot zu kreieren, Form an. So kam das «Pain Solstices» zu seinem Namen, seiner runden, rustikalen Form und zu den drei Getreidekörnern, die an das Logo des Schauspiels erinnern.

Luc Polli, Clémence Grognuz, Christophe Chabloz, Georges Minisini, Salvatore Petulla, Jean-Marc Chatelan et Laurent MagninVon links nach rechts: Luc Polli, Clémence Grognuz, Christophe Chabloz, Georges Minisini, Salvatore Petulla, Jean-Marc Chatelan und Laurent Magnin, 27. August, Echallens © Anne-France Magnin

Lockere Konsistenz, leichter Pfeffergeschmack und gute Haltbarkeit

Das «Pain Solstices» ist mehr als ein Botschafter: Es zeichnet sich auch durch seine geschmacklichen Qualitäten aus. Dank des langsamen, stetigen Knetens ist es luftiger als ein Schwarzbrot. Seine leichte Kruste bleibt einige Tage frisch. «Bei der Verkostung verspürt man eine angenehme Säure und einen leichten Pfeffer- bis Schokoladegeschmack. Das passt sehr gut zu einem Aperitif und zu Käse», beschreibt Luc Polli das Brot. Seit dem 28. August 2017 ist es im Maison du Blé et du Pain sowie in einigen Bäckereien im Waadtland erhältlich. Ziel ist jedoch, das Rezept an so viele Schweizer Bäcker wie möglich weiterzugeben. Laurent Magnin erklärt: «In einem Jahr ziehen wir Bilanz und entscheiden, ob das «Pain Solstices» weiterhin hergestellt werden soll oder nicht. Im Idealfall entsteht eine weitere Tradition der Fête du Blé et du Pain.»

Le Pain SolsticesDas «Pain Solstices», das erste offizielle Festbrot der Fête du Blé et du Pain

Die Traditionen der Fête du Blé et du Pain

Seitdem es 1978 ins Leben gerufen wurde, trägt das Fest des Korns und des Brotes viel zur Würdigung der Berufe der Landwirte, Müller und Bäcker bei, verleiht aber gleichzeitig der Region von Echallens und dem gesamten Gros de Vaud neuen Schwung. So gibt es seit 1978 den bekannten folkloristischen Markt, der im Juli jeden Donnerstag in Echallens stattfindet und ein Erbe der ersten Durchführung des Fests ist. Was das Maison du Blé et du Pain betrifft, welches 1989 eingeweiht wurde: Seine Eröffnung geht auf die Begeisterung vieler Menschen und den im ersten Fest erzielten Gewinnen zurück. Das Museum wurde von einer Vereinigung ins Leben gerufen, die Objekte aus 10 000 Jahren Geschichte sammelt, wobei einer der Initiatoren des Projekts zudem in die Eröffnung der berühmten, im Erdgeschoss gelegenen Bäckerei investierte.

Marchés FolkloriquesDie ersten folkloristischen Märkte von Echallens © Paul Cornaz

Das Maison du blé et du pain in Echallens

In einem in der Schweiz einzigartigen Konzept vereinigt das Maison du Blé et du Pain ein Restaurant, eine Schaubäckerei und ein Museum. Auf den vier Etagen des früheren Bauernhofs Panchaud (1790 erbaut) zeichnet das Maison du blé et du pain die Geschichte der Landwirtschaft, des Müller- und des Bäckerhandwerks mithilfe tausender alter Objekte, zweier Filme und eines modernen Museumsrundgangs per Smartphone nach. Es richtet sich an alle Altersgruppen und wird dank «Ti’Grain» auch den Allerkleinsten gerecht: Diese lustige Figur begleitet die Kinder in einer didaktischen Führung in etwa 20 Stationen durch das Museum. Ein bis zwei Sonderausstellungen beleuchten jedes Jahr ein spezielles Thema. Noch bis zum 22. Oktober stellt sich die Müllerei in der Ausstellung «bons grains, fines farines» vor. Und auch die Fotos der früheren Fêtes du Blé et du Pain, die in der «Salle des Moissons» ausgestellt sind, dürfen nicht unerwähnt bleiben.

Inauguration de la Maison du Blé et du PainEröffnung des Maison du Blé et du Pains am 16. April 1989 in Echallens © Paul Cornaz

Eine Institution für Feinschmecker

Die Originalität und der Erfolg des Maison du Blé et du Pains beruhen auf der wechselseitigen Ergänzung von Vermittlung und Gaumenfreuden. Im Erdgeschoss bietet eine Schaubäckerei Backkurse für Klein und Gross (Organisation auf Anfrage): Die Herstellung des eigenen Zopfes unter fachkundiger Anleitung ist unter den «Bäckerlehrlingen» am beliebtesten. Während des ganzen Jahres verwöhnen Restaurant und Bäckerei des Maison du Blé et du Pains die Einheimischen und die Touristen mit schmackhaften Produkten der Region – wie beispielsweise der berühmten Tarte à la crème – sowie mit Brunches, die täglich angeboten werden und weitherum bekannt sind. Der ideale Ort, um die Wartezeit bis zur Fête du Blé et du Pain zu verkürzen und das köstliche «Pain Solstices» zu probieren!

Restaurant-boulangerieRestaurant-Boulangerie im Erdgeschoss des Maison du Blé et du Pains

Fête du Blé et du Pain
vom 15. bis am 26. August 2018 in Echallens (VD)
www.echallens2018.ch
Kartenverkauf ab November 2017

Maison du Blé et du Pain
Place de l’Hôtel de Ville 5
1040 Echallens
T : +41 21 881 50 71
info@bonpain.ch
www.maison-ble-pain.com

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag, 08:30 - 18:00
Ganzjährig geöffnet, ausser 25.–26. Dezember und 1.–2. Januar
Montags geschlossen