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Frische-Insel

Tante Emma par excellence

Handwerklich hergestelltes Brot aus langgeführtem Teig von «Ueli der Beck». Beste Fleischstücke von Tieren aus der Umgebung, selbst geschlachtet von der «Hofer Metzg». Doch damit nicht genug: Sogar frisches Quellwasser fliesst direkt vom Urtenenberg in die Frische-Insel nach Urtenen-Schönbühl!

Franziska Dubach

Manfred Hasler erklärt: «Das Bergbrunnenwasser entspringt einer Waldquelle im Urtenenberg.» Er steht direkt vor dem zentral im Laden integrierten Brunnen der Frische-Insel Urtenen-Schönbühl. Der Brunnentrog ist leer, aus der Brunnenröhre fliesst kein Wasser. «Bald wird der Brunnen wieder laufen und gleichzeitig die frischen Kräuter bewässern, die wir im Fachgeschäft ebenfalls anbieten », entschuldigt er sich, vor dem leeren Trog stehend. Urtenen-Schönbühl liegt im Berner Mittelland. Oft in Verbindung gebracht mit dem grossen Einkaufszentrum direkt an der Autobahn A1. Die «frische Idee» nach Tante Emma aber wurde vor ein paar Jahren, nur wenige Autominuten davon entfernt, im Dorfteil Urtenen lanciert. Beat Hofer, Geschäftsführer der «Hofer Metzg», und Manfred Hasler, Geschäftsführer von «Ueli der Beck», haben mit der Frische-Insel die Versorgung der Bevölkerung mit lokalen Waren aufleben lassen. Ähnlich wie es früher Tante Emma tat. Nur viel moderner und mit Bedacht auf frische, saisonale Produkte, vorwiegend aus der Region. Hier im ruhigen Dorfzentrum von Urtenen, umgeben von Wohnvierteln sowie weiteren Fachgeschäften und doch direkt an der Hauptstrasse Richtung Solothurn, befindet sich das Lebensmittelfachgeschäft. «Mit dem Grundgedanken, frische Lebensmittel ohne Zahnbürste und Toilettenpapier anzubieten, gründeten wir gemeinsam die Frische-Insel», fasst Beat Hofer zusammen.

Seit fast 90 Jahren verankert

Zuerst war die «Hofer Metzg», die Beat Hofer bereits in vierter Generation führt. «Ab 1932 bis zur Eröffnung der Frische-Insel im März 2014 lag das Geschäft etwas abseits vom neuen Zentrum an der Oberdorfstrasse 12 in Urtenen-Schönbühl», beginnt Beat Hofer zu erzählen. «Ich habe mir einen besseren Standort, mehr im Zentrum von Urtenen gelegen, gewünscht», gibt er preis. «2014 fand sich diese grosse Ladenfläche an der Urtener Hauptstrasse. Doch für die Metzgerei allein war sie zu gross.» Dank einer langjährigen Beziehung sowie einer innovativen Idee fand sich jedoch rasch eine Lösung. «Ich kenne Ueli Schweingruber von ‹Ueli der Beck› schon seit meiner Kindheit», klärt Hofer auf. «Ich bin quasi mit seiner Tochter, Regula Schweingruber, heute Hasler, aufgewachsen. Im Jahr 2012 hat sie zusammen mit ihrem Mann, Manfred Hasler, das Zepter bei ‹Ueli der Beck› übernommen. Wir waren uns von Anfang an einig, dass Urtenen-Schönbühl einen Dorf-Mittelpunkt für frisches und regionales Einkaufen braucht», schliesst Beat Hofer mit einem Seitenblick zu Manfred Hasler, der zustimmend nickt. In dem Moment betritt ein Kunde den Laden und steuert zielstrebig zur Fleischtheke. Beat Hofer macht sich auf den Weg, um ihn zu bedienen.

Beat Hofer von der «Hofer Metzg» und Manfred Hasler von «Ueli der Beck» arbeiten Hand in Hand. © Hans Schürmann

Brot vom Beck

Manfred Hasler begibt sich auf einen Rundgang durch den Laden und führt das Gespräch fort: «Aus der Idee entstand die Frische-Insel.» Vor der Bäckertheke bleibt er stehen und sagt: «Mit knusprigem Brot direkt aus dem Backofen. Wir backen täglich über zwanzig Brotsorten und Gipfeli, die wir in traditioneller Handwerkskunst und ganz ohne Gärverzögerung oder –unterbrechung herstellen. Für das ‹Huusbrot› beispielsweise nehmen wir uns viel Zeit. Ganze 48 Stunden ruht der dunkle Teig, bevor er während mindestens 90 Minuten im Ofen zum knusprigen ‹Huusbrot› aufgeht. Dadurch behält die Spezialität ihre Feuchtigkeit und bleibt lange herrlich frisch», sagt Hasler und nimmt zufrieden genanntes Brot aus dem Regal, um es zu präsentieren. «Unser Team besteht aus 55 Mitarbeitenden, wovon in der Produktion alles Fachkräfte arbeiten. Das ist uns wichtig. Deshalb setzen wir uns auch aktiv für die Ausbildung von Lernenden ein», sagt Manfred Hasler und geht weiter zur Fleischtheke.

Fleisch von der Metzg

«Rund 98 % des Fleisches beziehen wir von der ‹Hofer Metzg›», hält Hasler fest. «Zum Beispiel der Schinken für Sandwiches.» «Diesen und alle weiteren Kochschinkenprodukte stellen wir nach unseren traditionellen Rezepten selbst her», bemerkt Beat Hofer, der in der Zwischenzeit die Wünsche seines Kunden erfüllt und ihn zufrieden nach Hause entlassen hat. «So unterstützen wir uns jeweils gegenseitig», freuen sich die beiden Traditionsunternehmer. «Mein Team besteht aus sechs Fachkräften. Mit unserer Arbeit decken wir 80 Prozent des Bedarfs mit IP-Suisse-Fleisch aus eigener Schlachtung ab», porträtiert Beat Hofer seine Metzgerei. «Ich kenne meine Fleischlieferanten persönlich und pflege langjährige Beziehungen mit ihnen. So sind Fleischangebote – jetzt gerade aktuell das ‹Urtenen-Beef› vom Talackerhof der Familie Jordi – möglich», unterstreicht er. «Jordis haben im neuen Siedlungsbauernhof eine Mutterkuhherde der Rasse Aubrac. Das Fleisch von diesen Tieren ist kurzfaserig, hell und weist dank der extensiven Haltung einen ausgewogenen Fettanteil auf. Das Schlachttier haben wir mit geschultem Auge selbst aus der Herde ausgelesen. Inzwischen ist dessen Fleisch optimal gelagert und wir verkaufen das vakuumierte und portionierte Fleisch in Mischpaketen hier im Laden.»

Auslage der «Hofer Metzg» mit Fleisch aus der Umgebung, rückverfolgbar bis aufs Feld. © Hans Schürmann

Produkte von hier

Zwischen den Backwaren und dem Fleisch befindet sich die Käsetheke, die Manfred Hasler nun ansteuert. «Die Käse-Spezialitäten stammen aus der ganzen Schweiz, weil unsere käseliebenden Kunden eine variantenreich bestückte Käsetheke bevorzugen», erklärt er und Beat Hofer ergänzt: «Der Kundenwunsch nach verschiedensten Käsesorten hat uns dazu bewogen, bewusst die Zusammenarbeit mit einem Käsehändler zu suchen und auf eine typische ‹Dorfkäserei› als Partner zu verzichten.» «Zu unseren Stammkunden gehören die Dorfbevölkerung und Pendler», informiert Hasler. «Pendler haben wir leider in den letzten Jahren einige verloren, weil der Zugang zur Frische-Insel durch die weitreichende Sanierung der Hauptstrasse mit Baustellen und Ampeln zwischenzeitlich sehr mühsam war», fügt Hofer an. «Doch langsam nimmt auch dieses Kundensegment wieder zu», freut er sich. «Weiter wissen auch Leute aus dem Umkreis von 30 bis 40 Kilometern, die die Frische-Insel gezielt aufsuchen, unser Angebot sehr zu schätzen», weiss Manfred Hasler.

Für den täglichen Bedarf

Weiter geht es den Verkaufsgestellen entlang. Manfred Hasler bleibt vor dem Weinregal stehen. «Wir führen primär edle Schweizer Weine mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis, ergänzt mit ausländischen Tropfen.» Im Regal daneben bieten sich in Handarbeit gefertigte eingelegte Delikatessen aus Allmendingen bei Thun an. Gleich dahinter befinden sich ein Tiefkühlschrank sowie das Frischprodukteregal. «Tiefgekühlte Fleischprodukte ergänzen das Frischfleischangebot der ‹Hofer Metzg›», berichtet Hasler mit Blick durch die Glastür des Tiefkühlschranks und fügt an: «Wir ergänzen das Sortiment mit hausgemachten Glacen von ‹Ueli der Beck›.» Im Kühlregal gleich daneben befinden sich Milchprodukte wie Butter, Jogurt und Milch für den täglichen Bedarf. «Diese Produkte liefert uns ein regionaler Milchproduktlieferant».

Traditionelles Handwerk vom Bäcker, Metzger und Käser modern vereint in einem Fachgeschäft. © Hans Schürmann

Zurück bis aufs Feld

Anschliessend geht er auf die andere Seite des Brunnens. Mit Blick auf den Brunnen fügt er an: «Sobald das Quellwasser, übrigens reich an Mineralstoffen aufgrund seines Wegs durch verschiedene Gesteinsschichten, wieder fliesst, können die Kunden hier kostenlos Quellwasser abfüllen. Die Glasflaschen haben wir hier», sagt er auf das Gestell gleich beim Brunnen zeigend. «Natürlich können die Flaschen beim nächsten Einkauf gratis nachgefüllt werden», ergänzt er. Gleich beim Brunnen stehen Körbe voller saisonaler Gemüse und Früchte. «Diese beziehen wir von unserem Partner Hofmann aus Finsterhennen im Seeland», sagt Hasler und geht weiter. Vorbei an Pasta-Spezialitäten, Tomatensauce, weiteren Konserven und Sirupflaschen in Richtung Kasse. Bei der Kasse reiht sich ein Traditionelles Handwerk vom Bäcker, Metzger und Käser modern vereint in einem Fachgeschäft. kleines Kiosksortiment im Regal mit Zigaretten, Kaugummis und Schokoriegeln ein. Bei der Kasse bleibt Manfred Hasler stehen und sagt grinsend: «So, jetzt sind wir am Ende unserer Einkaufstour angelangt, bezahlt wird alles hier an der zentralen Kasse. Ein ausgeklügeltes Barcodesystem teilt die Einnahmen korrekt auf die Geschäftssparten auf», schliesst er seine Ausführungen. Die Frische-Insel ist eine geniale Geschäftsidee, die traditionelles Handwerk modern vereint und den Konsumenten ermöglicht, alles in einem Fachgeschäft einzukaufen. Die Saison bestimmt das frisch hergestellte Angebot, bei der jedes einzelne Produkt bis zum Hersteller zurückverfolgt werden kann. Bis auf die Weide, auf das Feld oder zum Korn – eben Tante Emma par excellence.