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Das Schlumbergerli

Auf Spurensuche einer Spezialität

Es ist rund, knusprig und auf der Oberfläche leicht mehlig: das Schlumbergerli. Dank seiner röschen Kruste und weichen Krume macht das Basler Gebäck in jedem Brotkörbli eine gute Figur. Doch wie kam das «Schlumbi» überhaupt zu seinem Namen und woher stammt das ursprüngliche Rezept? Eine Spurensuche.

Marlies Keck

Das Schlumbergerli war bis weit in die 1950er Jahre fast ausschliesslich in und um Basel bekannt. Das hat sich mittlerweile geändert. Das runde, knusprig gebackene Kleinbrot aus Semmelteig mit der rosettenförmigen Rissstruktur ist mittlerweile in der ganzen Schweiz erhältlich. Sogar im Ausland: Ein nach Italien ausgewanderter Schweizer Bäcker führt die Schlumbergerli sogar in Mailand unter diesem Namen in seinem Sortiment. Doch: woher dieser Name? Laut Inventar des kulinarischen Erbes der Schweiz war es der Bankier und Industrielle Amedée Schlumberger, der das Brötchen Ende des 19. Jahrhunderts von Mülhausen im Elsass nach Basel brachte.

Kulinarisches Heimweh

Während des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 besetzten die Deutschen das Elsass und Amédée Schlumberger sah sich gezwungen, seine Heimat zu verlassen. Er reiste südwärts und liess sich 1872 in der Schweiz nieder, wo er der Tochter der Familie Ehinger den Hof machte. Es wurde geheiratet und sie zogen nach Basel, um in der dortigen Oberschicht Fuss zu fassen. Das Leben schien perfekt – nur vermisste er sein geliebtes petit pain bien croustillant, also das runde, knusprig gebackene Brötchen mit rosettenartiger Oberfläche und elastischer, röschen Kruste, die bei leichtem Druck ein leises Knistern von sich gibt. Amédée fand einen Bäcker, der solche Brötchen für ihn backen konnte, und servierte diese an seinen gesellschaftlichen Anlässen. Als beim Bäcker dann nach diesen Brötchen gefragt wurde, hatten diese zuerst gar keinen Namen; es waren nur «die Brötchen, die Schlumberger backen liess». Im Volksmund wurden sie dann zu Schlumbärgerli und später zu Schlumbis verkürzt.

Für 5 Rappen zum Jubiläum

Die Basler Bäcker riefen 100 Jahre nach Schlumbergers Emigration, im Jahr 1972, zum Jubiläum auf. Die Bevölkerung hatte allen Grund zur Freude, denn zu dieser Gelegenheit verkauften die Bäcker die Brötchen zum Jubiläumspreis: Nämlich zu 5 Rappen das Stück. Das war 3 bis 4 Mal weniger, als das Brötchen 1972 regulär kostete. Die Aktion war ein grosser Erfolg. Nach nur drei Stunden sollen rund 1 Million Brötchen verkauft gewesen sein.

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