Das Weggli kennen alle. Tatsächlich?
Dank der runden Form und der Falte ist das Weggli sehr charakteristisch. Aber der Basler nennt es Schwöbli, in anderen Regionen heisst es Mutschli (was wiederum andernorts ein knuspriges, kugeliges Brötchen bedeutet) oder Milchbrötchen, im Welschen pain au lait oder petit pain au lait, im Tessin michetta al latte oder panino al latte.
Jedenfalls ist dieses Alltagsgebäck aus feinem Weissmehl-Hefeteig, das sich so schön horizontal aufschneiden und zu einem handlichen Sandwich ausbauen lässt, im ganzen Land verbreitet und dennoch regional verwurzelt. In gewissen Regionen nannte man es auch «Examenweggen», weil das Kleinbrot zum Abschluss des Schuljahres an die Schüler verteilt wurde.
Eine Besonderheit gibt es in Zürich: Aus dem Weggliteig werden auch Zürcher Murren gebacken. Im Gegensatz zum runden, gespaltenen Weggli (50-60 g) sind Murren meistens etwas grösser, sowie länglich oval geformt. Und statt einer tiefen, mittigen Furche, ziert sie eine gezackte Oberfläche. Und auch im Zürcher Zunftwesen spielten Murren eine Rolle, wie aus dem zweiten Band über «Das Zürcher Zunftwesen» von Markus Brühlmeier und Beat Frei zu erfahren ist: «Besonders viele verschiedene Sorten Gebäck gab es auf der Zunft zum Weggen. Die Rechnungen führen «Ringe», «Murren», «Läckerli» und «Dirgel» auf.» Die Zunft zum Weggen ist bis heute die Handwerkszunft der Bäcker und Müller, und die erwähnten Rechnungen stammen aus dem 17. Jahrhundert.
Sprichwörtlich gut: das Weggli
Der beste Beweis der Popularität eines Produkts sind Sprichwörter. Etwas «geht weg wie warme Weggli», wenn es besonders gefragt ist. Man kann «nicht den Fünfer und das Weggli» haben, sondern muss sich für das eine oder andere entscheiden, und wer trotzdem den Fünfer und das Weggli haben will, ist entweder gierig oder auffallend ehrgeizig. Ob dies auch einen Bezug zu Zürich hat, lassen wir an dieser Stelle gerne offen.