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Wie eine neue Getreidesorte entsteht

Worauf es in der Getreidezüchtung ankommt

Es ist beeindruckend, wie aus kleinen Samenkörnern innerhalb weniger Monaten neue Getreideähren spriessen. Wer für die menschliche Ernährung und den Anbau die besten Getreidesorten entwickeln will, braucht Geduld, denn die Züchtung einer einzigen Sorte dauert rund zwölf bis fünfzehn Jahre.

Caroline Brinkhoff

Wilde Getreidearten wurden durch die natürliche Selektion ausgelesen. Mit der Zeit setzen die Menschen immer ausgeklügelter Methoden und Werkzeuge ein, um die Selektion mehr oder weniger bewusst zu beeinflussen und diese fortzusetzen – bis zur heutigen Getreidezüchtung im Labor – welche über langwierige und komplexe Prozesse eine neue Getreidesorte in über einem Jahrzehnt entstehen lässt.

Bei der heutigen Züchtung einer Getreidesorte wird versucht, möglichst viele positive Eigenschaften mehrerer Sorten zu kombinieren. Denn eine neue Getreidesorte muss die verschiedenen Bedürfnissen der Verbraucher und der Wertschöpfungskette erfüllen. Eine Getreidezüchtung optimiert nicht nur den Ertrag sowie die Resistenz der Pflanze gegen Krankheiten, sondern auch die Backqualität. Denn nur aus erstklassigem Getreide kann in den Backstuben Brot von hervorragender Qualität entstehen.

Der Erfolg der Pflanzenzüchtung kommt nicht von ungefähr. Die Getreidezüchter entwickeln eine Vielfalt an ständig verbesserten Getreidesorten und stehen dabei vor grossen Herausforderungen. Eine neue Sorte muss vielfältigen Ansprüchen genügen. Sie muss neben dem Klimawandel, dem Bevölkerungswachstum und der industriellen Verarbeitung auch ernährungstechnischen Anforderungen gerecht werden. Dabei stellen anbautechnische Aspekte ebenso eine wichtige Rolle wie verarbeitungstechnische Anforderungen. Die Ausrichtung einer Züchtung zeigt dabei das Spannungsfeld zwischen Qualität, Ertrag und Krankheitsresistenz, da eine neue Sorte einen Kompromiss zwischen verschiedenen Zielen darstellt.

In der Schweiz sind Agroscope, das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, und die Firma Delley Samen und Pflanzen AG für die Brotweizenzüchtung zuständig. Karl-Heinz Camp arbeitet in der Getreidezüchtung in Delley, wo er in Kooperation mit Agroscope neue Weizensorten entwickelt und den Weizen vom Korn über den ersten Keim bis zur fertigen Ähre begleitet. Aus seinen Kreuzungen verschiedener Weizen soll eine neue Sorte entstehen, dessen Eigenschaften optimiert wurden. “Es dauert ca. 12-15 Jahren, bis aus einer Ausgangskreuzung eine marktfähige Sorte entsteht, aus der Schweizer Brot hergestellt wird.” meint Karl-Heinz Camp und fügt sogleich an: “Das Schönste ist natürlich immer, wenn eine neue Sorte im Markt Fuss gefasst hat. Wenn die Saatgutvermehrer also damit angefangen haben die Sorte zu vermehren, und diese nach 2-3 Jahren, im Markt angekommen ist respektive angenommen wird. Das ist es, wofür man dann 15 Jahre gearbeitet hat.”

Entdecken Sie die Welt der Getreidezüchtung und erfahren Sie in diesem Video, wie der Arbeitsalltag eines Getreidezüchters aussieht und wie dieser durch langwierige Prozesse und komplexe Methoden in über mehr als einem Jahrzehnt eine neue Getreidesorte entstehen lässt.